Krishna Buch - Kapitel
Sieben
HDG A.C. Bhaktivedanta
Swami Prabhupada
Eines Tages, kurz nach Krishnas erstem Geburtstag, spielte Mutter
Yashoda mit Ihm. Doch während des Spielens wurde ihr Krishna zu schwer, und so
setzte sie Ihn auf den Boden. Dann ging sie ins Haus an ihre Arbeit. Plötzlich
wurde es sehr windig, und der riesige Wirbelwind-Dämon Trinavarta nahm Krishna
einfach auf seine Schultern und entführte Ihn, indem er einen grossen Sandsturm
über Vrindavana verursachte. Das ganze Gebiet von Vrindavana wurde in eine dunkle
Staubwolke gehüllt, so dass man nicht mal mehr die Hand vor den Augen sehen konnte.
Mutter Yashoda und die Gopis konnten Krishna nirgendwo finden und fielen weinend
zu Boden.
In der Zwischenzeit machte Sich Krishna plötzlich sehr, sehr schwer,
während Er auf den Schultern des Dämons ritt und sich an seinem Hals festhielt.
Trinavarta fühlte wie Krishna so schwer wie ein Berg wurde. Also hielt der Dämon
mitten in der Luft an, um Krishna abzuschütteln. Aber Krishna klammerte sich noch
fester an seinen Hals und wurde immer schwerer. Trinavarta schrie laut, seine
Augen traten ihm aus den Höhlen, und schliesslich stürzte er herrunter und schlug
auf den harten Steinboden Vrindavanas auf. Dieser Aufprall zerschmetterte ihm
alle Glieder, und er starb auf der Stelle. Die Gopis sahen den kleinen Krishna
unbekümmert auf dem gewaltigen Leichnam des Dämons spielen, nachdem Er den Ritt
durch die Luft genossen hatte. Sie hörten auf zu weinen und liefen hin, um Ihn
aufzuheben. Überglücklich, dass Krishna unversehrt geblieben war, brachten sie
Ihn zu Seiner Mutter und Seinem Vater zurück.
7 / Die Erlösung Trinavartas
Die Höchste Persönlichkeit Gottes, Sri Krishna, besitzt ewiglich
sechs transzendentale Füllen in ihrer Gesamtheit: vollkommenen Reichtum, vollkommene
Macht, vollkommenen Ruhm, vollkommenes Wissen, vollkommene Schönheit und vollkommene
Entsagung. Der Herr erscheint in dieser Welt in verschiedenen vollkommenen und
ewigen Inkarnationen, und so bieten sich der bedingten Seele viele Möglichkeiten,
über die transzendentalen Taten zu hören, die der Herr in diesen verschiedenen
Inkarnationen offenbart. In der Bhagavad-gita heißt es in diesem Zusammenhang:
janma karma ca me divyam. Die Taten und Spiele des Herrn sind nicht materiell.
Sie befinden sich jenseits des materiellen Vorstellungsvermögens. Doch wenn die
bedingte Seele von Seinen ungewöhnlichen Taten hört, kann sie einen sehr großen
Nutzen erfahren. Über den Herrn zu hören ist eine Gelegenheit, mit dem Herrn zusammenzusein.
Einfach nur von Seinen Taten zu hören bedeutet schon, zur transzendentalen Ebene
erhoben zu werden. Die bedingte Seele hat die natürliche Neigung, über andere
bedingte Seelen in Form von Geschichten, Dramen und Romanen zu hören. Diese Neigung,
etwas über andere zu erfahren, sollte dazu verwendet werden, von den Spielen des
Herrn zu hören. Auf diese Weise kann man augenblicklich sein natürliches spirituelles
Bewußtsein wiedererwecken. Krishnas Spiele sind nicht nur außergewöhnlich und
wunderbar, sondern erfreuen auch unser Gemüt.
Wenn jemand von den transzendentalen Spielen des Herrn hört,
kann die materielle Verunreinigung durch den Staub, der sich durch den langen
Aufenthalt in der materiellen Welt in seinem Herzen angesammelt hat, augenblicklich
fortgewaschen werden. Auch Sri Caitanya sagte, daß man einfach durch das Hören
von Sri Krishnas transzendentalem Namen das Herz von allen materiellen Verunreinigungen
befreien kann. Es gibt viele verschiedene Vorgänge zur Selbstverwirklichung, doch
der hingebungsvolle Dienst -- bei dem Hören die wichtigste Tätigkeit ist -- hat
den natürlichen Effekt, daß er die bedingte Seele von allen materiellen Verunreinigungen
befreit, so daß sie ihre ursprüngliche, wesenseigene Position erkennen kann. Das
bedingte Leben hat seine Ursache einzig und allein in dieser Verunreinigung, und
sobald diese Verunreinigung entfernt ist, erwacht die natürliche, schlummernde
Funktion des Lebewesens, nämlich dem Herrn in Hingabe zu dienen. Wenn man seine
ewige Beziehung zum Höchsten Herrn wiedererweckt, qualifiziert man sich, mit den
Geweihten des Herrn Freundschaft zu schließen. Maharaja Pariksit empfahl aus eigener
Erfahrung, daß jeder über die transzendentalen Spiele des Herrn hören solle. Dieses
Krishna-Buch dient eben diesem Zweck, und der Leser kann daraus seinen
Nutzen ziehen, um das endgültige Ziel des menschlichen Lebens zu erreichen.
Der Herr erscheint aus Seiner grundlosen Barmherzigkeit in
der materiellen Welt und entfaltet Seine Tätigkeiten, die denen eines gewöhnlichen
Menschen gleichen. Unglücklicherweise halten die Unpersönlichkeitsanhänger, die
Atheisten, Krishna für einen gewöhnlichen Sterblichen, wie sie es sind, und verspotten
Ihn deshalb. Diese Haltung wird in der Bhagavad-gita vom Herrn Selbst verurteilt:
avajananti mam mudhah. Die mudhas, die Schurken, halten Krishna
für einen gewöhnlichen Menschen oder für einen Menschen, der vielleicht ein wenig
mächtiger ist als sie selbst. Zu ihrem Unglück können sie Ihn nicht als die Höchste
Persönlichkeit Gottes anerkennen. Manchmal behaupten solche unglückseligen Menschen
sogar, sie selbst seien eine Inkarnation Krishnas, ohne sich jedoch auf die autorisierten
Schriften stützen zu können.
Wie die Tage so vergingen, begann Krishna, Sich vom Rücken
auf den Bauch zu drehen, und bald kam die Zeit, wo Yasoda und Nanda Maharaja eine
weitere Zeremonie durchführten: Krishnas ersten Geburtstag. Sie trafen viele Vorkehrungen
für Krishnas Geburtstagszeremonie, ein Fest, das noch heute von allen Anhängern
der vedischen Prinzipien durchgeführt wird. (In Indien wird Krishnas Geburtstagszeremonie
von allen Hindus gefeiert, ungeachtet der vielen verschiedenen Glaubensrichtungen.)
Nanda Maharaja und Yasoda hatten die Kuhhirten Vrindavanas und ihre Frauen eingeladen,
an dieser Feier teilzunehmen, und sie alle erschienen in fröhlicher und festlicher
Stimmung. Eine Gruppe von Musikern hatte sich aufgestellt, und ihre Kunst erfreute
alle Gäste. Auch alle gelehrten brahmanas des Ortes waren eingeladen worden,
und sie chanteten vedische Hymnen, um Krishna eine glückverheißende Zukunft zu
sichern. Während die vedischen Hymnen gechantet wurden und die Musiker spielten,
wurde Krishna von Mutter Yasoda gebadet. Diese Badezeremonie wird abhiseka
genannt und wird auch heute noch in allen Tempeln von Vrindavana am Janmastami-Tag,
dem Geburtstag Krishnas, durchgeführt.
Mutter Yasoda ließ eine große Menge Getreide verteilen, und
es wurden die besten Kühe, die mit goldenem Geschmeide geschmückt waren, bereitgestellt,
um sie den gelehrten und ehrwürdigen brahmanas als Spende zu geben. Nachdem
Mutter Yasoda ihr Bad genommen und ihre schönsten Kleider angezogen hatte, nahm
sie den frisch gebadeten und frisch gekleideten Krishna auf den Arm und setzte
sich, um den brahmanas zuzuhören, die vedische Hymnen chanteten. Während
sie den brahmanas zuhörte, wurde der kleine Krishna sehr müde, und so legte
Mutter Yasoda Ihn behutsam in Sein Bettchen. Da sie voll und ganz davon in Anspruch
genommen war, Freunde, Verwandte und die verschiedenen Einwohner von Vrindavana
zu empfangen, vergaß sie, das Kind zu stillen. Krishna aber war sehr hungrig und
begann zu weinen, doch Mutter Yasoda konnte Ihn in all dem Trubel nicht hören.
Als Ihm Seine Mutter keine Aufmerksamkeit schenkte, obwohl Er so hungrig war,
wurde Krishna sehr ärgerlich, und Er begann mit Seinen Lotosfüßen wie ein gewöhnliches
Kind zu strampeln. Mutter Yasoda hatte Krishnas Wiege unter einen Handkarren gestellt,
und als der kleine Krishna mit Seinen Beinen strampelte, stieß Er zufällig gegen
das Rad des Wagens, worauf dieser umkippte.
Das
Messing- und Metallgeschirr und die verschiedenen anderen Gegenstände, die auf
dem Handkarren aufgestapelt waren, fielen mit großem Lärm zu Boden. Das Rad hatte
sich von der Achse gelöst, und überall lagen zerbrochene Speichen herum. Mutter
Yasoda und alle gopis sowie Maharaja Nanda und die Kuhhirten eilten sogleich
herbei und waren sehr erstaunt, als sie den zerbrochenen Wagen sahen. All die
Teilnehmer an dieser heiligen Zeremonie versammelten sich um den Wagen und stellten
Vermutungen an, wie er von selbst hatte zusammenstürzen können; doch niemand konnte
die Ursache herausfinden. Einige Kinder, die bei Baby-Krishna gelassen worden
waren, um mit Ihm zu spielen, teilten den Umstehenden mit, der Karren sei plötzlich
umgefallen, weil Krishna mit Seinen Füßen gegen das Rad getreten habe. Sie versicherten,
daß sie dies mit eigenen Augen gesehen hätten, und beteuerten, daß sie die reine
Wahrheit sprachen. Einige glaubten den Kindern, doch andere sagten: "Wie
kann man nur den Worten dieser Kinder Glauben schenken?" Die Kuhhirten und
Kuhhirtenfrauen konnten nicht verstehen, daß die allmächtige Persönlichkeit Gottes
vor ihnen als Säugling lag und alles tun konnte, was Ihm beliebte. Das Mögliche
wie das Unmögliche standen in Seiner Macht. Inmitten der Diskussion begann Baby-Krishna
plötzlich zu weinen, und Mutter Yasoda nahm das Kind ohne ein Wort des Tadels
auf ihren Schoß. Sie rief die gelehrten brahmanas zusammen, um sie heilige
vedische Hymnen zum Schutz gegen böse Geister chanten zu lassen, und gleichzeitig
ließ sie das Kind von ihrer Brust trinken. Wenn ein Kind an der Brust der Mutter
saugt, kann man sicher sein, daß es sich außer Gefahr befindet. Daraufhin reparierten
die stärkeren unter den Kuhhirten den zerbrochenen Karren und sammelten alle Gegenstände,
die verstreut herumlagen, zusammen, um sie wieder auf den Karren zu stapeln. Danach
begannen die brahmanas, im Opferfeuer Butter, Joghurt, Kusha-Gras und Wasser
darzubringen. Sie verehrten die Höchste Persönlichkeit Gottes, um auf diese Weise
das Schicksal des Kindes günstig zu beeinflussen.
Die brahmanas, die bei dieser Zeremonie zugegen waren,
besaßen alle erforderlichen guten Eigenschaften: Sie waren frei von Neid, sprachen
stets die Wahrheit, sie waren niemals stolz, sie waren gewaltlos, und sie erwarteten
niemals Ehre für sich selbst. Sie waren echte brahmanas, und deshalb gab
es keinen Grund zu bezweifeln, daß ihre Segnungen wirksam sein würden. Nanda Maharaja,
mit festem Vertrauen in die brahmanas, nahm Krishna auf seinen Schoß, und
während die brahmanas Hymnen aus dem Rig-, Yajur- und Sama-Veda
chanteten, badete er Krishna mit Wasser, das mit den verschiedensten Kräutern
vermischt war.
Es heißt, daß man die mantras der Veden nicht
chanten darf, wenn man kein qualifizierter brahmana ist. Dies beweist,
daß die bei Krishnas Geburtstagszeremonie anwesenden brahmanas alle brahmanischen
Eigenschaften aufwiesen, und daher hatte Maharaja Nanda volles Vertrauen in ihre
Fähigkeiten und erlaubte es ihnen, die rituellen Zeremonien durchzuführen und
die vedischen mantras zu chanten. Es gibt viele verschiedene Opfer, die
für verschiedene Zwecke empfohlen werden, doch die dazu erforderlichen mantras
müssen von qualifizierten brahmanas gechantet werden. Da es im gegenwärtigen
Zeitalter, dem Kali-yuga, keine qualifizierten brahmanas mehr gibt, sind
alle vedischen Opfer verboten. Sri Caitanya Mahaprabhu hat aus diesem Grunde nur
ein einziges Opfer für diese Zeit empfohlen, nämlich den sankirtana-yajna,
das Chanten des maha-mantra: Hare Krishna, Hare Krishna, Krishna Krishna,
Hare Hare / Hare Rama, Hare Rama, Rama Rama, Hare Hare.
Als die brahmanas zum zweiten Mal die vedischen Hymnen
chanteten und die Rituale durchführten, beschenkte Nanda Maharaja sie noch einmal
mit einer riesigen Menge von Getreide und Kühen. Auf jeder Kuh lag eine wunderschöne
golddurchwobene Decke, ihre Hörner waren mit vielen goldenen Ringen versehen,
ihre Hufe waren mit Silber eingefaßt, und um ihren Hals hingen duftende Blumengirlanden.
Nanda Maharaja spendete die vielen Kühe allein zum Wohl seines wunderbaren Sohnes,
und die brahmanas ihrerseits gaben dem Kind ihre von ganzem Herzen kommenden
Segnungen. Und die Segnungen, die von diesen qualifizierten brahmanas ausgesprochen
wurden, blieben mit Sicherheit niemals wirkungslos.
Als
Mutter Yasoda einige Tage später ihr Kind auf dem Schoß hielt und liebkoste, wurde
ihr das Kind zu schwer, und so setzte sie Es widerwillig auf den Boden. Nach kurzer
Zeit dann mußte sie wieder Haushaltsarbeiten nachgehen. Da erschien plötzlich
Trinavarta, ein Diener Kamsas, der auf Befehl seines Herrn als Wirbelsturm über
Vrindavana hereinbrach. Er packte das Kind, hob Es auf seine Schultern und verursachte
einen großen Sandsturm über Vrindavana. Schon nach kurzer Zeit war das gesamte
Gebiet von Vrindavana in eine dunkle Staubwolke gehüllt, so daß man nicht einmal
mehr die Hand vor seinen Augen sehen konnte. Als Mutter Yasoda nach verzweifelter
Suche ihren Krishna nicht finden konnte, begann sie mitleiderregend zu weinen,
und sie fiel zu Boden, wie eine Kuh, die ihr Kalb verloren hat. Sofort kamen alle
Kuhhirtenfrauen herbeigelaufen und suchten ebenfalls nach dem kleinen Krishna,
doch auch ihre Bemühungen blieben erfolglos -- sie konnten das Kind nirgends finden.
Der Trinavarta-Dämon, der Baby-Krishna auf seinen Schultern entführte, stieg hoch
in den Himmel, doch plötzlich nahm das Kind ein solches Gewicht an, daß er nicht
mehr höher fliegen konnte und innehalten mußte. Baby-Krishna machte Sich noch
schwerer und drückte den Dämon durch Sein Gewicht herunter. Dann griff Krishna
nach Trinavartas Hals und umklammerte ihn, und der Dämon fühlte, wie das Kind
so schwer wie ein Berg wurde. Er versuchte, Seiner Gewalt zu entkommen, was ihm
jedoch nicht gelang. Seine Augen traten ihm aus den Höhlen, und wild schreiend
fiel er vom Himmel, genau wie einstmals Tripurasura, nachdem er von einem Pfeil
Sivas durchbohrt worden war. Der Dämon schlug auf den Steinboden auf, und dieser
Aufprall zerschmetterte ihm die Glieder. So wurde sein Körper allen Einwohnern
Vrindavanas sichtbar.
Als
die gopis sahen, daß der Dämon tot war und der kleine Krishna unbekümmert
auf seinem Körper spielte, nahmen sie Krishna sogleich liebevoll in ihre Arme
und drückten Ihn an sich. Die Kuhhirten und ihre Frauen waren sehr glücklich,
daß ihr geliebter Krishna unversehrt geblieben war, und sie begannen, über den
außergewöhnlichen Vorfall zu sprechen. Einige sagten, ob es nicht wundervoll sei,
daß der Dämon Krishna entführte, um Ihn zu verschlingen, aber statt dessen selbst
sein Leben lassen mußte. Andere waren der Meinung, daß es gar nicht so erstaunlich
sei, und sagten: "Es ist nichts als recht, daß er getötet wurde, denn diejenigen,
die zu sündig sind, sterben an den Folgen ihrer Sünden; Krishna dagegen ist sehr
fromm und wurde daher aus allen möglichen gefahrvollen Situationen gerettet. Dazu
haben wir auch sicherlich in unseren vorherigen Leben große Opfer dargebracht,
die Höchste Persönlichkeit Gottes verehrt, viel Reichtum als Spende verteilt und
zum Wohl aller Menschen großmütig gehandelt. Aufgrund dieser frommen Tätigkeiten
ist das Kind nun aus allen Gefahren errettet worden."
Auch die gopis, die sich dort eingefunden hatten, sagten
zueinander: "Wie groß müssen unsere Entsagungen und Bußen gewesen sein, die
wir in unseren früheren Leben auf uns genommen haben. Wir haben bestimmt die Höchste
Persönlichkeit Gottes verehrt, die verschiedensten Opfer dargebracht, große Spenden
verteilt und viele Wohltätigkeiten für die Allgemeinheit getan, wie Banyanbäume
gepflanzt und Brunnen gegraben. Als Belohnung für diese frommen Taten haben wir
unser Kind zurückbekommen, das wir bereits für tot hielten. Nun ist Es zur Erleichterung
all Seiner Verwandten wieder zurückgekehrt." Alle diese wunderbaren Ereignisse
ließen Nanda Maharaja immer wieder an die Worte Vasudevas denken.
Als Mutter Yasoda nach diesem Vorfall wieder einmal ihr Kind
stillte und Es mit großer Zuneigung liebkoste, strömte übermäßig viel Milch aus
ihrer Brust, und als sie daraufhin mit ihrer Hand den Mund des Kindes öffnete,
sah sie darin plötzlich die universale Manifestation. Sie sah im Munde Krishnas
den gesamten Himmel, einschließlich der Planeten und Sterne aller Himmelsrichtungen;
sie sah die Sonne, den Mond, Feuer, Luft, Meere, Inseln, Berge, Flüsse, Wälder
und alle sich bewegenden und sich nicht bewegenden Lebewesen. Als Mutter Yasoda
dieser Dinge gewahr wurde, begann ihr Herz schneller zu schlagen, und sie flüsterte:
"Oh, welch ein Wunder!" Sie war so überwältigt, daß sie sich nicht weiter
auszudrücken vermochte, und so schloß sie einfach ihre Augen und versank in wunderbare
Gedanken.
Daß Krishna Seine universale Form zeigte, als Er noch auf dem
Schoß Seiner Mutter lag, beweist, daß die Höchste Persönlichkeit Gottes immer
die Höchste Persönlichkeit Gottes ist -- ganz gleich, ob Er Sich als Kind auf
dem Schoß Seiner Mutter manifestiert oder auf dem Schlachtfeld von Kurukshetra
den Streitwagen Arjunas lenkt. Dies ist der Beweis, daß die Theorie der Unpersönlichkeitsanhänger
falsch ist, die glauben, man könne durch Meditation oder durch künstliche materielle
Tätigkeiten Gott werden. Gott ist immer Gott -- unter allen Umständen --, und
die Lebewesen sind immer Seine winzigen Teile. Sie können niemals der unbegreiflichen,
übernatürlichen Macht der Höchsten Persönlichkeit Gottes gleichkommen.
Hiermit enden die Bhaktivedanta-Erläuterungen
zum 7. Kapitel des Krishna-Buches: "Die Erlösung Trinavartas"