Bhagavad
- Gita Wie Sie Ist
von
A.C. Bhaktivedanta Swami Prabhupada
Original Ausgabe von 1974, Schloß Rettershof
Nur Vers Übersetzung
Kapitel
9. - Das vertraulichste Wissen.
9.1
Der Höchste Herr sagte: Mein lieber Arjuna, weil du
Mich niemals beneidest, werde Ich dir das vertraulichste
Wissen offenbaren. Wenn du es verwirklichst, wirst du von
allen Leiden des materiellen Daseins befreit sein.
9.2
Dieses Wissen ist der König der Erziehung und das Geheimste
aller Geheimnisse. Es ist das reinste Wissen, und weil es
die direkte Erfahrung vom Selbst vermittelt, wenn es verwirklicht
wird, ist es die Vollkommenheit der Religion. Es ist unvergänglich
und wird mit Freude praktiziert.
9.3
Wer aber auf dem Pfad des hingebungsvollen Dienens ohne
Glaube ist, kann Mich nicht erreichen, o Bezwinger der Feinde,
sondern muß zu Geburt und Tod in die materielle Welt
zurück.
9.4
Von Mir, in Meiner unmanifestierten Form, wird das gesamte
Universum durchdrungen. Alle Wesen befinden sich in Mir,
doch Ich bin nicht in ihnen.
9.5
Und dennoch ruht alles Erschaffene nicht in Mir. Sieh nur
Meinen Mystischen Reichtum! Obwohl Ich der Erhalter aller
Lebewesen und obwohl Ich allgegenwärtig bin, ist Mein
Selbst dennoch der Ursprung der Schöpfung.
9.6
Wisse, wie der mächtige Wind, der überall weht,
immer im ätherischen Raum bleibt, so ruhen alle Welten
in Mir.
9.7
O Sohn Kuntis, am Ende des Zeitalters geht die gesamte materielle
Schöpfung in Mich ein, und am Anfang des nächsten
Zeitalters erschaffe Ich sie durch Meine Kraft erneut.
9.8
Die gesamte kosmische Manifestation untersteht Mir. Durch
Meinen Willen wird sie immer wieder manifestiert, und durch
Meinen Willen wird sie am Ende aufgelöst.
9.9
O Dhananjaya, all diese Aktivitäten können Mich
nicht binden. Ich bin immer unberührt - als währe
Ich unbeteiligt.
9.10
O Sohn Kuntis, die materielle Natur wirkt unter Meiner Führung
und bringt alle sich bewegenden und sich nicht bewegenden
Wesen hervor. Nach ihrem Gesetz wird die kosmische Manifestation
immer wieder erschaffen und immer wieder aufgelöst.
9.11
Dumme Menschen verspotten Mich, wenn Ich in der menschlichen
Gestalt erscheine. Sie kennen nicht Mein transzendentales
Wesen und Meine höchste Herrschaft über alles
Existierende.
9.12
Menschen, die in dieser Weise verwirrt sind, werden von
dämonischen und atheistischen Auffassungen angezogen.
In diesem verblendeten Zustand werden ihre Hoffnungen auf
Befreiung, ihre fruchtbringenden Aktivitäten und das
Wissen, das sie sich angeeignet haben, zunichte gemacht.
9.13
O Sohn Prthas, die großen Seelen, die nicht verblendet
sind, stehen unter dem Schutz der göttlichen Natur.
Sie sind völlig im hingebungsvollen Dienen beschäftigt,
da sie wissen, daß Ich der Höchste Persönliche
Gott bin, der ursprünglich und unerschöpflich
ist.
9.14
Ohne Unterlaß preisen sie Meine Herrlichkeiten, bemühen
sich mit großer Entschlossenheit und bringen Mir ihre
Ehrerbietung dar. So verehren Mich die großen Seelen
unaufhörlich mit Hingabe.
9.15
Andere, die mit der Entwicklung von Wissen beschäftigt
sind, verehren den Höchsten Herrn als den Einen ohne
einen Zweiten, den in viele Aufgeteilten und als die universelle
Form.
9.16
Ich bin das Ritual und das Opfer zu den Vorvätern,
das Heilkraut und der transzendentale mantra. Ich bin die
Butter, das Feuer und die Opferung.
9.17
Ich bin der Vater des Universums, die Mutter, der Erhalter
und der Großvater. Ich bin das Ziel des Wissens, der
Alles - Reinigende und die Silbe om. Und ich bin auch der
Rg - , der Sama - und der Yajur - veda.
9.18
Ich bin das Ziel, der Erhalter, der Meister, der Zeuge,
das Reich, die Zuflucht und der liebste Freund. Ich bin
die Schöpfung und die Vernichtung, die Grundlage allen
Seins, die Ruhestätte und der ewige Same.
9.19
O Arjuna, Ich kontrolliere die Hitze, den Regen und die
Dürre. Ich bin die Unsterblichkeit und auch der personifizierte
Tod. So wohl Sein als auch Nichtsein sind in Mir.
9.20
Die die Veden studieren und den soma - Saft trinken, weil
sie die himmlischen Planeten erreichen wollen, verehren
Mich indirekt. Sie werden auf den Planeten Indras geboren,
auf dem sie himmlische Freuden genießen.
9.21
Nachdem sie himmlische Sinnesfreuden genossen haben, kehren
sie wieder auf diesen sterblichen Planeten zurück.
Somit erreichen sie durch die vedischen Prinzipien nur flackerndes
Glück.
9.22
Doch denen, die Mich mit Hingabe verehren und über
meine transzendentale Gestalt meditieren, gebe Ich, was
sie brauchen, und erhalte Ich, was sie haben.
9.23
O Sohn Kuntis, alles, was ein Mensch an deren Göttern
opfert, ist in Wirklichkeit allein für Mich bestimmt,
doch es wird ohne rechtes Verständnis geopfert.
9.24
Ich bin der alleinige Genießende und das einzige Ziel
des Opfers. Wer Mein wahres, transzendentales Wesen nicht
erkennt, sinkt ins materielle Dasein zurück.
9.25
Wer die Halbgötter verehrt, wird unter den Halbgöttern
geboren; wer Geist und Gespenster verehrt, wird unter solchen
Wesen geboren; wer die Vorfahren verehrt, geht zu den Vorfahren,
und wer Mich verehrt, wird mit Mir leben.
9.26
Wenn jemand Mir mit Liebe und Hingabe ein Blatt, eine Blume,
eine Frucht oder einwenig Wasser opfert, werde ich es annehmen.
9.27
O Sohn Kuntis, alles, was du tust, alles, was du ißt,
alles, was du opferst und fortgibst, sowie alle Bußen,
die du dir auferlegst, sollten Mir als Opfer dargebracht
werde.
9.28
Auf diese Weise wirst du von allen Reaktionen auf gute und
schlechte Handlungen befreit und durch dieses Prinzip der
Entsagung erlöst werden und zu Mir kommen.
9.29
Ich beneide niemanden, noch bin Ich jemandem besonders zugetan.
Ich bin allen gleich gesinnt. Doch wer auch immer Mir in
Hingabe dient, ist Mein Freund und ist in Mir, und auch
ich bin sein Freund.
9.30
Wer im hingebungsvollen Dienen beschäftigt ist, muß
- auch wenn er die widerwärtigsten Handlungen begeht
- als Heiliger angesehen werden, da er sich auf dem rechten
Pfad befindet.
9.31
Sehr bald wird er rechtschaffen werden und immerwährend
Frieden erlangen. O Sohn Kuntis, verkünde kühn,
daß Mein Geweihter niemals vergehen wird.
9.32
O Sohn Prthas, diejenigen, die bei Mir Zuflucht suchen,
können das höchste Ziel erreichen - selbst wenn
sie von niedriger Geburt sind, wie Frauen, vaisyas oder
auchsudras.
9.33
Wie viel vortrefflicher sind also die brahmanas, die Rechtschaffenen,
die Gottgeweihten und die heiligen Könige, die Mir
in dieser zeitweiligen, elenden Welt in Liebe dienen.
9.34
Denke ständig an Mich, bringe Mir deine Ehrerbietung
dar, und verehre Mich. Wenn du völlig in Gedanken an
Mich versunken bist, wirst du ohne Zweifel zu Mir kommen.
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